::: KAOS-Sommertheater bringt mit Lessings “Minna von Barnhelm” aktuelle Debatten auf die Bühne :::

„Wir suchten bewusst ein klassisches Stück mit einer Frau als Titelheldin und fanden ein gut 250 Jahre altes deutsches Lustspiel, im Zentrum dessen eine von Vernunft und Herzlichkeit, von Mut und Selbstverantwortung geleitete Protagonistin steht: Minna von Barnhelm ein Sinnbild der Emanzipation der Geschlechter, neu und unüblich in der damaligen Zeit, immer noch herausfordernd und relevant in der heutigen.“

Isabella Hertel-Niemann, Regisseurin

Am 22. Juli feierte das diesjährige KAOS-Sommertheater eine ausverkaufte Premiere. Gotthold Ephraim Lessings Stück gilt als das bekannteste Lustspiel der deutschen Aufklärung. Es behandelt zeitgenössische Diskurse, die auch heute ihre Relevanz nicht verloren haben, wie toxische Männlichkeit und der Kampf zwischen den Geschlechtern. Lessing erschuf als Begründer des deutschsprachigen Lustspiels psychologisch komplexe Charaktere, gefangen in einem Spiel von (Eigen)Liebe, (Ohn)Macht und Zufall.

 
Ein Mann wird aus einem Wirtshaus ausquartiert. Major von Tellheim. Er ist Soldat, verabschiedet und entehrt. Der Krieg ist aus, sein Geld ist lange schon knapp. Der Wirt hat bessere – zahlende – Kundschaft: Es ist ein Fräulein, die Erbin Minna von Barnhelm samt ihrer Zofe und Freundin Franziska. Minna und Tellheim lieben sich und hatten sich miteinander verlobt, noch bevor die Kriegswirren und ein ehrverletzter Abschiedsbrief von ihm die beiden trennten. Minna und Franziska machen sich bei Kriegsende auf die Suche nach dem flüchtig gewordenen Offizier und finden ihn zufällig im Wirtshaus wieder. Dem Glück der beiden Liebenden scheint nichts mehr im Weg. Aber nein, das gute Ende ist noch weit in Lessings Lustspiel: Einer Komödie der Empfindsamkeit, vom Widerstand der Körper gegen zu starre gesellschaftliche Konventionen, die den Menschen nicht mehr Mensch sein lassen.

Inszeniert wurde das Stück von Isabella Hertel-Niemann. Seit mehr als 10 Jahren verleiht sie dem Fachbereich Theater & Literatur ihre Handschrift und leitet zudem seit 2021 die Kulturwerkstatt KAOS. Es spielen Jugendliche und junge Erwachsene, die teilweise seit ihrer Kindheit und Jugend auf den Bühnen des Jugendkulturzentrums stehen und bereits im vergangenen Jahr in der Sommertheater-Inszenierung „Der eingebildete Kranke“ (Moliére) zu sehen waren.

Das Bühnenbild schufen junge Künstler*innen unter der Anleitung von Designerin Dominique Bräuer im Rahmen des Jugend-Kunst-Projektes “Recollect & Redesign”. Teile des Bühnenbildes werden nach der letzten Vorstellung am 07.08.2022 versteigert.

Das Ensemble spielt noch an folgenden Abenden: 27.07., 29.07., 30.07., 31.07., 05.08., 06.08. & 07.08.2022.

Eintritt: 15€ / 9€ erm., Karten im VVK bei Culton Ticket & Glas und Bohne, Reservierungsanfragen gern per E-Mail an theater@kaos-leipzig.de